Die Kunst eine nachhaltige Entscheidung zu treffen

Extreme Wetterperioden scheinen an Zahl und Intensität zuzunehmen. Auffällige Wetterereignisse haben in den vergangenen Jahren weltweit Schäden in Milliardenhöhe verursacht (Quelle: www.klimareporter.de). Die Schäden von Hochwasserereignissen der jüngsten Vergangenheit immer noch omnipräsent. Ist ein vollständiger und nachhaltiger Hochwasserschutz überhaupt möglich? Wir haben uns mit Göran Brandhorst, Fachbereichsleiter Wasserwirtschaft bei SEHLHOFF, darüber unterhalten. Ein Gespräch über nachhaltige Hochwasserschutzkonzepte, dem Zusammenhang vom Eingriff in die Natur, Ressourcenschonung und das Abwägen von Kosten und Nutzen.

Ist Nachhaltigkeit ein Thema in der Wasserwirtschaft?

„Wasser ist ein sehr wichtiges Element und bildet unsere Lebensgrundlage. In diesem Zusammenhang spielen Nachhaltigkeit und der Schutz dieser natürlichen Ressource eine tragende Rolle. Diese Aspekte sind in unseren Planungen und dem täglichen beruflichen Handeln zu berücksichtigen. Als Beispiel möchte ich die Abwasserreinigung anführen. Hier nehmen wir uns die Natur zum Vorbild. In Kläranlagen laufen natürliche biologische Prozesse ab. Bei der Regenwasserentsorgung wird die natürliche Speisung des Grundwassers bevorzugt. Aber auch der Hochwasserschutz gerät immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit durch – wie es scheint – immer häufiger auftretende Starkregenereignisse, die entlang von Oberflächengewässer zu Überschwemmungen von Siedlungen und Ortschaften führen.“

Apropos, welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit in der Hochwasserschutzdebatte?

„Eine zu Geringe. Das Thema nachhaltiger Hochwasserschutz wird die nächsten Generationen betreffen. In der Vergangenheit bestand der Hochwasserschutz aus der Verbesserung der Abflusskapazität, aber schon seit Jahrzehnten kennt man den Zusammenhang zwischen Abflussspitzen und Retentionsräumen. Hier geht es wieder einmal um das Kopieren der Vorgänge in der Natur. Ein naturnahes Gewässer lässt Ausuferungen zu und schafft dabei Rückhalteräume, welche die Abflussspitzen dämpfen.“

Was ist in diesem Zusammenhang nachhaltig?

„Genau hier bewegen wir uns in die Nachhaltigkeit von Hochwasserschutzplanungen. Eine nachhaltige Hochwasserschutzplanung beinhaltet eine sinnvolle Kombination von Retentionsmaßnahmen oberhalb der kritischen Überschwemmungsbereiche von Siedlungen und eine Verbesserung der Abflusskapazitäten. Bei der Schaffung von Retentionsräumen kann man die Nachhaltigkeit einer derartigen Maßnahme noch erhöhen in dem statt technischer Hochwasserrückhaltebecken mit Hochwasserdämmen, die allein schon wieder eine Gefahr darstellen, möglichst auf naturnahe Gestaltung des Gewässers und der Überschwemmungsbereiche des Gewässers zurückgegriffen wird. Natürlich nur, wenn dies in der Örtlichkeit möglich ist.“

Kannst du mir hierzu ein konkretes Beispiel aus deinem beruflichen Alltag nennen?

„Bei der Hochwasserschutzplanung der Ortschaften Reithofen und Harthofen (Gemeinde Pastetten) wurden verschiedenen Lösungen der Retention und der Abflussverbesserung untersucht. Im Verlauf der Hochwasserberechnungen wurde festgestellt, dass der 100-jährliche Hochwasserschutz nicht allein durch Rückhaltemaßnahmen im Gewässer erreicht werden kann. Aktuell wird eine Maßnahme aus dem Hochwasserschutzkonzept näher geprüft, mit der der Hirschbach aus der Ortslage hinaus verlegt werden soll und mit einer naturnahen Gestaltung die Elemente der Rückhaltung und des Abflussvermögens verbunden werden. Diese aufwändige Maßnahme am Hirschbach wurde bei der Vorstellung im Gemeinderat mit dem Begriff einer „Generationenlösung“ versehen. Allein dieser Begriff deutet auf die Nachhaltigkeit dieser Maßnahme. Bei dieser Lösung würde der Hochwasserschutz in Reithofen und Harthofen nicht nur verbessert, sondern das Hochwasserproblem für die nächsten Generationen endgültig gelöst. Das Hochwasser des Hirschbachs würde dann außerhalb der Ortslagen ablaufen und innerhalb wird Platz geschaffen, z. B. für die eigene Ortsbildgestaltung.“

Göran, vielen Dank für das sehr informative Gespräch.

 

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